
Reisebericht Japan Teil 2
Nach 5 Tagen in Südkorea fliegen wir am Morgen mit dem ersten Flug von Seoul nach Tokio. Ich freue mich auf weitere 5 Tage Japan und bin gespannt, was mich alles erwartet.
Viel Spass beim Lesen, Markus Arnold

Tag 1
Vom Hotel in Tokio fahren wir mit dem Taxi ins Mandarin Oriental. Dort habe ich dank dem Hotel Concierge kurzfristig einen Platz in der 38 Pizza Bar bekommen. Ich glaube, es ist das schwierigste zu reservierende Pizza-Restaurant auf der Welt. Es hat nur 8 Plätze und ich bin über den Trois Etolie Blog darauf aufmerksam geworden. Ganz ehrlich, ich habe nicht viel erwartet, schliesslich ist es ja «nur» eine Pizza. Aber was ich dort serviert bekomme, ist ein absolutes Highlight meiner Japanreise. Sechs Gänge mit je einem Stück Pizza werden mir angeboten. Alle à la minute, vor meinen Augen zubereitet, inklusive der Toppings. Der Teig ist in einer Perfektion, die ich so noch nie gegessen habe – knusprig, sehr luftig und der Geschmack von den fünf Mehlsorten hervorragend. Der Teig wird mit 80% Wasser und nur 1g Hefe hergestellt und über 48 Stunden vergärt. Am besten schmecken mir die Pizza mit Mascarpone, schwarzen Oliven und Wintertrüffel sowie die Pizza mit grünem Berggemüse und frischen Kräutern und Stracciatella Cheese. Wow, ein super Lunch! Ich verlasse das Restaurant glücklich und nicht überessen.

Am Abend geht es direkt weiter ins La Clairière. Das Restaurant wurde mir von Naoto aus dem Restaurant Syn empfohlen. Glücklicherweise konnte mir auch der Concierge im Four Seasons wieder super kurzfristig einen Tisch organisieren und ich nehme in dem sehr eleganten Restaurant Platz. Es hat nur drei Tische und der Service-Mitarbeiter ist sehr nett und ein guter Sommelier. Ich wähle einen Biodynamischen Champagner und freue mich auf die 10 Gänge. Am besten gefallen mir die Bamboo Shoots mit einer japanischen Pfeffer-Kraftbrühe. Die Morchel gefüllt mit Foie Gras ist super und auch die anderen Gänge sind gut .Nur der Sea Bream ist ein wenig zu fest gegart. Das Lamm im Hauptgang macht mit seiner Qualität und seinem Geschmack diesen Fehler aber wieder gut. Auch die Desserts sind stilistisch schön und geschmacklich sehr gut. Der Chef kam dann noch an den Tisch, und wir hatten ein nettes Gespräch. Er hat mir noch weitere Tipps für Tokio gegeben. Der Service-Sommelier war unterhaltsam und sehr kompetent. Ein sehr schöner Abend und ich freue mich, dass ich noch ein paar Tage in Japan verbringen kann.

Tag 2
Am Morgen geht es um 10 Uhr los zum Micasadeco & Cafe in Harajuku. Laut Foodblog gibt es hier die besten gehypten Fluffy Pancakes. Wir stehen fünf Minuten vor der Eröffnung vor dem Café und es warten schon 12 Personen. Wir haben Glück und bekommen den letzten Tisch vom ersten Seating. Das Warten kann beginnen. Es wird Tisch für Tisch serviert, und nach 50 Minuten Wartezeit erhalten wir endlich unsere Pancakes. Zum Glück gibt es Cappuccinos zur Überbrückung, sonst wäre meine Geduld längst vorbei gewesen. Aber die Pancakes sind toll - fluffy, gut im Geschmack und dazu japanische Erdbeeren, die super schmecken. Ich probiere solche Pancakes zum ersten Mal, und sie sind wirklich lecker. Fazit: So ein Frühstück würde ich jederzeit wieder bestellen. Man muss es einfach ausprobiert haben.

Wegen der langen Wartezeit gehe ich direkt im Anschluss ins 3-Sterne-Michelin-Restaurant L'Effervescence essen. Laut dem Concierge im Four Seasons ist es im Moment das schwierigste zu reservierende Restaurant in Tokio. Die Reservierungen sind auf drei Monate ausgebucht und ich habe dank dem Concierge Glück, dass ich wegen einer Stornierung einen Tisch bekomme. Es stimmt einfach alles. Der Service ist hervorragend, das Essen trägt die persönliche Handschrift des Chefs und die Atmosphäre im Restaurant ist sehr angenehm. Nach meinem Pancake-Frühstück habe ich zwar noch kein wirkliches Hungergefühl. Aber genau das zeigt, wie gut das Essen ist - nicht weil ich grossen Appetit habe, sondern weil die Texturen, Säure und Aromen unglaublich toll gewählt und abgeschmeckt sind. Das Highlight ist der Süsswasser-Tailfisch mit einer Kaviar-Beurre-Blanc und Taro, getoppt von schwarzem Périgord-Trüffel. Auch die Tofu-Sauerrahmcrème beeindruckt mich geschmacklich.

Ich trinke einen meiner Lieblingsweine, den «Coulee de Serrant» und mache eine unglaubliche Entdeckung – einen japanischen TOP Pinot, den Domaine Takahiko
‘Nana-Tsu-Mori’ Pinot Noir. Ich schicke sofort unserem Berner Weinhändler ein Bild und hoffe, dass er ihn bestellen kann. Aber es handelt sich um eine Rarität, die nur in kleinen Mengen produziert wird und kaum zu bekommen ist. Ich suche jedoch weiter. Vom netten Sommelier bekomme ich noch Adressen von Weinbars und zwei weitere Restauranttipps, die ich vielleicht noch in mein Programm einbauen kann. Ich verlasse das Restaurant glücklich und vertrete mir noch etwas die Beine im Trendquartier Harajuku. Es ist warmes Frühlingswetter und die Gassen sind voller Menschen.




Am Abend geht es zum bekannten Ippudo Ramen in Roppongi. Ich bestelle eine Miso Ramen mit Chili, Schwein und Frühlingszwiebeln. Wow, es schmeckt superlecker und nach dem vielen Fine Dining freue ich mich über einfachen Soulfood. Ich bestelle noch Gyozas, das sind kleine Teigtaschen mit Kohl und Schweinehackfleisch gefüllt. Auch diese sind superlecker.

Tag 3
Wir fahren am Morgen früh mit dem Shinkansen Bullet-Train von der Tokio Station nach Kyoto. Das Wetter ist herrlich, blauer Himmel und beste Sicht zum Mount Fuji. Das ist jedes Mal ein Erlebnis. Für die Fahrt kaufen wir uns vor dem Einsteigen eine Bento Box. Heute gibt es Rindfleisch mit japanischem Curry und Reis. So macht Zugfahren doppelt Spass. Nach nur zwei Stunden kommen wir in Kyoto an und erkunden die Altstadt. Wir besuchen den bekannten Nishiki Markt und erkunden das Viertel Gion. Überall gibt es wunderschöne Früchte, Fisch und Meeresfrüchte in bester Qualität und japanisches Porzellan zu kaufen. Der Nishiki Markt ist mittlerweile sehr touristisch. Vor 12 Jahren, als ich das erste Mal hier war, war das noch anders.




Zum Mittagessen machen wir Halt in einem alten Restaurant, in dem zwei Generationen zusammenarbeiten. Es gibt Sushi und Bowls, die mit feinen Streifen von Omeletten überdeckt sind. Es schmeckt gut, im Restaurant sitzen nur Einheimische und das Geschäft brummt.

Als wir herauskommen, entdecken wir einen kleinen Teeladen, in dem wir noch ein paar Souvenirs für die Familie kaufen und uns die verschiedenen Tees und deren Zubereitung erklären lassen. Die Frau im Teeladen gibt uns auch gleich einen Tipp, wo wir bereits Bäume mit Kirschblüten finden können. Da es für die Saison noch zu früh ist, gibt es in Kyoto erst zwei Bäume (Frühsorten), die schon blühen. Dieses Foto darf aber sicher nicht fehlen.




Am Abend entscheiden wir uns für ein Bib Gourmand Tempura- und Soba-Restaurant. Wir suchten sicher 20 Minuten den Hauseingang, da das Restaurant, wie viele in Kyoto, nicht angeschrieben ist. Daher hat Michelin auch in früheren Führern immer den Hauseingang fotografiert und im Guide mitgeliefert, damit man das Restaurant besser identifizieren konnte. Auch dieses Restaurant wird wieder von einer Familie geführt, ist altmodisch und sehr traditionell. Wir fühlen uns wohl und wissen langsam, wie die Abläufe sind, sodass wir nichts durcheinanderbringen. Beim Bezahlen hat der Chef statt einer Kasse einen japanischen Zählrechner in der Hand. Ich bin völlig perplex, dass immer noch mit einem so alten Gerät gerechnet wird. Auch in diesem Restaurant bezahlen wir wieder bar be. Es kommt während unserer Reise in Japan und Korea alle paar Tage vor, dass Restaurants nur Bargeld akzeptierten.




Tag 4
Heute ist der erste Tag nach fast zwei Wochen, den wir ruhig angehen lassen und uns auf den Weg für ein paar Souvenirs nach Shinjuku machen. Der Hunger kommt auf, und über die Michelin-App finden wir ein 1-Sterne Soba-Restaurant in der Nähe. Das Restaurant ist spezialisiert auf die Herstellung von Buchweizennudeln und deren Zubereitung. Wir müssen zunächst eine Stunde anstehen. Endlich ist es so weit, unser Hungergefühl war gross nach dieser Wartezeit. Wir bestellen kalte und warme Soba und beides schmeckt hervorragend. So feine Soba habe ich noch nie gegessen. Der Service ist nett, aber sehr zurückhaltend, wie wir es oft in den letzten zwei Wochen erlebt haben. Warme Soba habe ich das erste Mal gegessen: Die Nudeln werden ein wenig breiter geschnitten und dann in ein verquirltes Ei getunkt. Vorher haben wir das Ei mit einer starken Sojasauce abgeschmeckt. Wie immer kommen Frühlingszwiebeln in den Fond oder ins Ei und wir schlürfen die Nudeln genüsslich. Zum Trinken wird Apfelsaft in drei verschiedenen Varianten angeboten: extra süss, normal oder sauer. Der lokale Saft bezieht der Chef von einem Freund, der Äpfel anbaut.




Am Abend gehen wir noch einmal Richtung Shinjuku, schlendern durch die menschenüberfüllten Gassen und essen im gleichen Yakiniku-Restaurant, in dem wir schon am ersten Abend waren. Beim Essen lassen wir die Zeit in Japan Revue passieren und bestellen noch einmal unsere Lieblingsgerichte auf der Karte: Bibimbap mit Käse, marinierte Short Ribs, Milken und ein Skirt-Steak.




Tag 5:
Wir machen uns mit einem Taxi-Van auf zum Flughafen, da wir mit dem vielen gekauften Geschirr sehr viel Gepäck haben. Am Flughafen Narita im Terminal 2 gibt es dann nochmals supergute Sushis im Sushi Kyotatsu. Sogar im Flughafen gibt es 4 Restaurants, die vom Michelin empfohlen werden.
Wir bestellen einige Sushis und Nigiri sowie eine Bowl mit frischem Thunfisch und warmem Sushi-Reis mit Essig. Es schmeckt alles sehr gut und wird in hoher Qualität von drei Sushi-Köchen zubereitet. In der Karte wird sogar ausgewiesen, dass der Thunfisch ausschliesslich vom besten Lieferanten der Stadt kommt. Wow, so ein Abschied vor dem 14,5-Stunden-Flug nach Zürich ist eine Motivation wieder zurückzukommen und die japanische Kultur, Küche und Landschaft weiter zu entdecken. Ich möchte auf dem Flug möglichst wenig schlafen, damit mich der Jetlag zu Hause nicht zu lange quält. So schreibe ich dieses Tagebuch fertig, vertreibe mir die Zeit mit dem Bordprogramm und geniesse die Aussicht auf die Nordlichter - ein schöner Flug-Nebeneffekt. Obwohl ich gerne reise, freue ich mich umso mehr darauf, wieder in die Schweiz zurückzukehren, zu meiner Familie und zu den Betrieben und Mitarbeitern. Die Erinnerungen an Japan werden jedoch für immer in meinem Herzen bleiben und ich freue mich darauf, sie mit anderen zu teilen und wiederzuerleben. Bis zum nächsten Mal, Japan!