Restaurant Steinhalle Bern
Reservation

Reisebericht Südkorea

 

Unsere Reise nach Südkorea startet mit einer abenteuerlichen Fährfahrt von Süd Japan aus. In meinen 20ern wurde ich bereits einmal auf einem Segelturn zu den Whitsunday Islands in Australien stark seekrank. Daher hatte ich schon Bedenken, da das Meer zwischen Fukuoka und Busan als wildes Gewässer gilt. Das ist zwar gut für die Fischqualität, nicht aber für meinen Magen. Das Schiff, ein Speed-Triamaran, benötigte 3,5 Stunden für die Überfahrt. Obwohl die Sonne in Fukuoka scheint, nehme ich gerne die kostenlosen Seekrankheitstabletten an, die aufmerksam verteilt werden. Nebenbei erhalten wir die Info, dass die Wellen 2 Meter hoch seien. Augen zu und durch - das habe ich gemacht und die meiste Zeit geschlafen, obwohl es sich wie in einer Achterbahn anfühlte.

Viel Spass beim Lesen, Markus Arnold

Tag 1

Tag 1

Nachdem wir mit wackeligen Füssen das Schiff verlassen hatten, verläuft die Immigration über den Seeweg leicht, und schon sind wir auf dem Weg ins Hotel und direkt weiter in das erste Restaurant zum Abendessen. Um in Korea zu navigieren, müssen wir von Google Maps auf Apple Maps oder die koreanische Version NAVER MAP wechseln, da GPS in Südkorea aufgrund des Konflikts mit Nordkorea nicht funktioniert. Das wusste ich nicht, aber die Südkoreaner waren supernett und halfen in jeder Situation.

Das von mir ausgewählte Restaurant war das VITO, das von einem koreanischen Paar geführt wird und ausschliesslich Naturweine aus Europa sowie mediterran-koreanisches Essen anbietet. Der Chef hatte ein Jahr lang auf Sizilien gearbeitet, daher der Küchenstil. Das Restaurant ist erst seit 10 Monaten geöffnet und sehr stilvoll gestaltet - es wirkt elegant und minimalistisch und verfügt über eine verspiegelte Showküche. Das Essen schmeckt hervorragend und der Wein ist gut. Ich kenne die meisten Weine auf der Karte, probiere aber trotzdem einen spanischen Bio-Schaumwein aus. Die Besitzer und Angestellten sprechen kein Englisch, und auch die Karte ist nur in koreanischen Zeichen verfasst. Daher lade ich schnell eine KI-Übersetzungsapp herunter und der Abend ist gerettet.

Die Favoriten sind: Sauerteigbrot mit Caponata, Tartar vom koreanischen Rind, gegrilltes Schwein mit gebratenem Kohl und Rosinen-Vinaigrette sowie Wolfsbarsch Bibimbap. Der Chef verratete uns gleich sein Lieblingsrestaurant in Busan für den nächsten Abend. Ein gelungener Start in Südkorea. Ich freue mich auf mehr, hoffentlich auch ihr! Stay tuned.

Tag 2

Tag 2

Unser Tag startet um 10 Uhr mit einem Besuch auf dem grössten Markt in Südkorea, dem Jagalchi Markt. Hunderte von Fischständen entlang des Hafens bieten frischen und gefrorenen Fisch und es gibt Garküchen, in denen die Produkte direkt vor Ort zubereitet werden. Die Marktqualität enttäuscht mich im Vergleich zu den Märkten in Tokio, Fukuoka oder Hokkaido, denn es scheint in Busan mehr um Masse als um Qualität zu gehen. Die Tiere könnten sicherlich besser behandelt werden aber die Einheimischen scheint dies nicht zu stören, denn der Markt wird von zahlreichen Gästen besucht. Neben Fisch gibt es auch reichlich Gemüse, Früchte und Algenprodukte. Die meisten Marktverkäuferinnen sind freundlich und zu einem Scherz aufgelegt.

Langsam macht sich der Hunger bemerkbar, und wir machen uns auf den Weg zum Mittagessen ins Kanda Soba. Bei unserer Ankunft warten bereits etwa 30 Personen vor dem Restaurant. Nachdem wir ein Ticket gezogen und die Wartezeit von 30 Minuten in Erfahrung gebracht haben, nutzen wir die Zeit für einen Kaffee in der Nähe. Zurück im Restaurant entscheide ich mich für das Signature-Gericht:  Schweinebauch mit Nudeln und Frühlingszwiebeln sowie einer Art Ramen mit Schweineschulter und dünnen Nudeln in einer köstlichen Bolognese. Eine wahre Entdeckung, die meine Erwartungen übertrifft.

Nach dem Essen kehren wir ins Hotel zurück, wo ich bei einer Tasse Kaffee viele Buchungen für die nächsten Tage (Restaurants, Flüge und Hotels) vornehme. Flexibles Reisen erfordert spontane Buchungen, da sich die Reservierungen und Pläne ständig ändern können. Aufgrund der sprachlichen Barrieren in Korea und Japan setzen wir auf 5-Sterne-Hotels mit einem erstklassigen Concierge-Service. 

Da wir nur wenige Tage in Südkorea sind, habe ich zwei Restaurants für das Abendessen ausgesucht. Wir beginnen im Bao Haus, wo wir 40 Minuten auf unsere Plätze an der Bar warten. Die Bestellung erfolgt am Computer in der Warteschlange und wir sind dankbar für die KI-Übersetzung, die uns bei der koreanischen Speisekarte unterstützt. Das Bao Bun mit Schweinebrust überzeugt ebenso wie die knusprige Auberginen-Tempura mit einer scharfen Sauce und die Nudeln mit Erdnüssen und Chili-Bolognese. Die Atmosphäre im Restaurant ist ausgelassen und locker.

Für unsere zweite Reservierung an diesem Abend folgen wir dem Tipp des Vito Restaurant-Chefs, der uns ein koreanisch-chinesischen Restaurant in Busan empfohlen hat. Wir betreten das Restaurant, bekommen sofort einen Tisch und werden aufgefordert über ein iPad zu bestellen. Alles natürlich auf Koreanisch, aber die Übersetzungsapp löst das Problem. Wir bestellen Rindshackbällchen süsslich mit dunkler Jus und Pak Choi, Schweinebauch mit Reisessig-Vinaigrette und Gurken sowie Teigtaschen gefüllt mit Fleisch und Crevetten. Das Essen ist gut, aber nichts Spezielles. Dennoch sorgen die Gespräche am Nebentisch und mit dem jungen Küchenchef für interessante Einblicke. Ich frage nach den kleinen Schalen und erhalte gute Tipps für einen Must-Visit-Küchenstore in Seoul. Zurück im Hotel freuen wir uns auf den nächsten Tag. Stay tuned.
 

Tag 3

Tag 3

Wir brechen um 4 Uhr früh auf und machen uns auf den Weg zum Bahnhof Busan, um den Zug nach Seoul zu nehmen. Die Fahrt sollte eigentlich zwei Stunden dauern, aber wir erwischen versehentlich den Regionalzug. Glücklicherweise bemerken wir unseren Fehler schnell und steigen dann auf den Bullet-Train um, der uns mit 300 km/h nach Seoul bringt. Ich hoffe, das bleibt das einzige Missgeschick auf unserer Reise.

Nach der Ankunft in Seoul machen wir uns auf den Weg zum Küchengeschäft, welches ich bereits vor fünf Jahren während meines Nord- und Südkorea-Trips besucht habe. Das Geschäft ist wahnsinnig gross, bietet alles von A bis Z und sogar die Eiscremebecher, nach denen ich suche, sind verfügbar. Natürlich kann man hier immer ein wenig feilschen, was den Einkauf gleich doppelt unterhaltsam macht. Wir schlendern noch ein wenig durch die Gegend und ich kaufe noch ein paar Glas- und Vorspeisenschalen. Ich hoffe, dass das alles in meinen Koffer passt. Beim Verlassen des Geschäfts habe ich mich in kupferfarbene Schalen verliebt und kann nicht widerstehen, sie ebenfalls zu kaufen. Wir lassen alle Einkäufe genau auf die Grösse und das Gewicht für Fluggepäck verpacken. So hoffe ich, dass das Check-in reibungslos verlaufen wird und die Zollbeamten in Japan nett sind.

Am Nachmittag setzen wir unsere kulinarische Entdeckungsreise in Südkorea fort und steuern das Mijin Restaurant an, das für seine hausgemachten Buchweizennudelgerichte und Dumplings mit Schweinefleisch bekannt ist. Nach einer herzlichen Begrüssung bestellen wir enthusiastisch. Doch die aufmerksame Besitzerin rät uns, die Portionsgrössen zu beachten – eine kluge Entscheidung, wie sich später herausstellt. Die Gerichte sind grosszügig bemessen und der Geschmack überzeugt durch seine traditionell koreanische Authentizität. Als einzige Ausländer im Restaurant fühlen wir uns besonders wohl – ein vielversprechendes Zeichen. Übrigens: das Kimchi ist höllisch scharf, gehört aber unbedingt dazu.

Für das Abendessen entscheiden wir uns für das angesagte "A Flower Blossom on the Rice", das in einer charmanten Seitenstrasse liegt und mit einem sympathisch modernen koreanischen Ambiente beeindruckt. Das Konzept des Restaurants mit sorgfälltig zubereiteten lokalten Produkten hat ihm einen grünen Michelin-Stern eingebracht.
Leider kann das Essen nicht mit meiner hohen Erwartung mithalten. Keines der Gerichte überzeugt uns so sehr, dass wir es erneut bestellen würden. Wir beschliessen noch ein Dessert zu probieren, in der Hoffnung auf einen positiven Abschluss. Leider enttäuscht auch dieses – lieblos zubereitet, geschmacklich unauffällig und wenig kreativ.
Aber auch bei Restaurants, die einem enttäuschen, kann man immer etwas mitnehmen und es stärkt die eigene Ansicht, was man genau NICHT möchte im eigenen Gastronomie Unternehmen. 

Tag 4

Tag 4

Am nächsten Morgen kehren wir erneut ins Küchengeschäft zurück, um unsere Bestellung zu verfeinern und die genaue Abholzeit zu definieren. Mittags steht ein Besuch im Mingles auf dem Programm – eines meiner Lieblingsrestaurants. Schon vor fünf Jahren war ich in demselben Restaurant, damals noch an einem anderen Standort. Die Eleganz des Restaurants und der feinsinnige Service beeindrucken mich erneut. Die Mitarbeiter:innen scheinen sich gut auf internationale Gäste eingestellt zu haben, die Kommunikation verläuft locker und unkompliziert. Das Menü überzeugt nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich. Und der Chef überrascht uns mit einem zusätzlichen Gang: getrocknete und grillierte Abalone. Selbst die Desserts sind ein Genuss.

Besonders fällt mir auf, dass die Temperaturen der Gerichte perfekt sind. Die Hauptspeisen werden schön heiss serviert, was für mich ein Qualitätszeichen ist. In vielen Sternerestaurants bekommt man heutzutage häufig lauwarme Gerichte – einfacher in der Zubereitung, aber für mich nicht auf dem Niveau, das ich erwarte. Um 15 Uhr verlassen wir glücklich das Mingles und holen unser vorbestelltes Geschirr im Küchengeschäft ab, perfekt verpackt für die morgige Abreise.